Wer jetzt einen Roman mit dem Literaturnobelpreis erwartet, wird minimal enttäuscht werden.
Er ist auch nicht von G.G. Marquez, sondern von mir.
Nicht von 1880, sondern aktuell.
Nicht in Kolumbien, sondern in Friesenheim.
Und den schwülstigen Blick voller enttäuschter Liebe von Javier Bardem kriege ich auch nicht hin.
Aber ich liebe meine Bäume und die Natur und versuche auf einer Wiese in Friesenheim die eierlegende Wollmilchsau pflanzlich zu erschaffen. Also diese Wiese in Friesenheim, intern unter Steinkauzwiese bekannt, soll zukünftig viele Eigenschaften haben:
1. Habitat für Steinkäuze
2. Streuobstwiese
3. Lehrwiese für Kinder
4. Lehrwiese für Obstbaumschnitt
5. Insektennährwiese
6. Vogelnährwiese
Und blauäugig, wie ich seit Geburt bin, dachte ich: Das schaffe ich.
Bis jetzt liegen da aber nur 1400 qm rheinhessischer Fettwiese mit Gräsern, Löwenzahn, Pfeilkresse (Neophyt) und Persischem Ehrenpreis (Neophyt). Immerhin mit drei Bäumen: einer kleinen Sauerkirsche, einer Birne und einer wilden Kirschpflaume. Um die Kirschpflaume haben Siggi Schuch und ich ein Gestell für eine Steinkauzröhre gestellt. Vielleicht zieht in die neue Röhre schon bald eine Steinkauzfamilie ein.
Zumindest die Voraussetzung für Punkt 1 ist damit erfüllt.
Leider warten wir in Dienheim auf der Storchenwiese schon seit 30 Jahren auf die Besetzung durch die Namensgeber. Mal sehen.
Die drei Bäume habe ich durch Butterbirne, Apfel, Süßkirsche, Süßmandel, Nancymirabelle, Edelwalnuss und Marone ergänzt. Und für die Kinder wird es bei Fruchtbehang eine Begehung geben. Wenn uns Corona lässt.
Mit den vielen Bäumen kann man auch den nächsten Obstbaumschnittkurs (im März 2021) sehr schön planen. Für Insekten und Bienen wurden Wildrosen, Kornelkirsche, Felsenbirne, Zellernuss und Heckenkirsche gesetzt.
Und Insekten und Obst werden bestimmt auch die Vöglein glücklich machen.
Somit gibt es bald mehr Liebe in Zeiten von Corona unter Insekten, Vögeln und für alle Besucher auf unserer Steinkauzwiese.
Wir sehen uns bestimmt mal dort.
Euer grüner Daumen
Lothar
Ratgeber Blühpflanzen – wir helfen der Insektenwelt!
(Nikolaus Strupp (NABU Rhein-Selz) - Stand: März 2019)
Um bei unserem Einsatz für die Insektenwelt besonders effektiv sein zu können, helfen die nachfolgenden Tipps und einige Grundsätze:
Es ist immens wichtig, schon sehr früh und noch spät im Jahr Blühpflanzen, auch sogenannte Unkräuter (z.B. die „Rote Taubnessel“ – siehe unten), anzubauen bzw. diese zu schonen!
Besonders „dankbar“ und pflegeleicht sind Dauerblüher, deren Samen noch im gleichen Jahr zur blühenden Folgegeneration heranreifen (Prunkwinde, Ringelblume, Tagetes u.a.).
Unsere Favoriten sollten ungefüllte Blüten tragen, weil es den Insekten bei gefüllten Blüten oftmals unmöglich ist, an die Herzen (mit Pollen und Nektar) heranzukommen!!!
Es ist ratsam und braucht nur wenig Platz, bestimmte Nutzpflanzen solitär wie Zierpflanzen zu pflegen – davon profitieren die Insekten und wir selbst bei der Ernte! Beispielarten sind: Gurken, Kürbisse, Melonen, Zucchini, Tomaten und Prunkbohnen (der Hokkaido als „Wegbegleiter“ ist dabei mein persönlicher Favorit, weil die Pflanze nur wenig Platz braucht, während die Ranken überall an den Wegen entlang „laufen“!).
Wenn wir die Vermehrung von Schmetterlingen begünstigen wollen, sollten wir die jeweiligen Futterpflanzen mindestens in Kleingruppen anpflanzen/kultivieren, denn Tag-/Nachtfalter (auch der Schwalbenschwanz) gehen nur dort zur Eiablage über, wo sie ein gewisses Mindestvolumen an Blattmasse ihrer Wirtspflanzen vorfinden (Instinktverhalten). Beliebte Wirtspflanzen sind Königskerze, Fenchel, Dill, Wilde Möhre, Petersilie und andere, ähnliche Doldenblütler.
Um lästige Insekten in unseren Gärten mit Nützlingen zu bekämpfen, müssen wir deren Vermehrung begünstigen. So ist es wichtig, zur Blattlausbekämpfung für einen reichen Bestand an Marienkäfern, Florfliegen und „Ohrkneifern“ (Gemeiner Ohrwurm) zu sorgen. Nach langjährigen Erfahrungen empfehle ich die Kultivierung von Holunderbüschen in Zwergform (Bonsai) z.B. in unmittelbarer Nähe von Rosenstöcken. Der Holunder erweist sich dabei als wahrer Blattlausmagnet für die schwarzen Varianten der Gattung. Auf diese Bestände folgt nach kurzer Zeit und sehr zuverlässig eine Invasion von Marienkäfern und Florfliegen sowie deren Eiablage. Die geschlüpften Larven dezimieren nun zuerst die schwarzen und nach dem Ausschwärmen auch die an den Rosen befindlichen, grünen Blattläuse. Die „Ohrkneifer“ sind dann die Dritten im Bunde, die sich als nachtaktive Räuber sehr gründlich an der Blattlausbekämpfung beteiligen!
Es ist auch ratsam, Ohrwürmer z.B. in frisch verwelkten Dahlien- und Hibiskusblüten zu vermuten und diese dementsprechend direkt unter den jeweiligen Pflanzen zu belassen oder sie an andere Pflanzen mit starkem Blattlausbefall umzusiedeln!
Weil die Blüten von Speisezwiebeln zu den begehrtesten Spezies zählen, empfehle ich deren Anbau (möglichst viele, am besten vorgetriebene, rote und weiße Zwiebeln auf engstem Raum einpflanzen) schon ab dem zeitigen Frühjahr! Am einfachsten: 2 Kilo Speisezwiebeln kaufen und auf ca. 1 qm Erde etwa 10 cm tief eingraben. Eine Stütze im Zentrum dieser Gruppenpflanzung gibt den hoch aufragenden Blütenstängeln den nötigen Halt. Die ungeheure Fülle von Blütenbesuchern aus unterschiedlichsten Insektenfamilien wird uns überraschen!
Bei der Suche nach Blühpflanzen, die in der Insektenwelt besonders beliebt sind, hilft uns auch ein Gang durch die Außenanlagen von Gärtnereien und/oder über die Friedhöfe! Oft genug zählen gerade die „blühenden Grabstätten“ zu den lebendigsten (!) Orten der weiteren Umgebung!
Verzeichnis empfohlener Blüh- und Futterpflanzen:
Frühblüher
Rote Taubnessel (Bodendecker, auch als Unkraut bezeichnet - wichtige, erste Weide der Hummelköniginnen), kleine Traubenhyazinthe,
Wirsing (im 2. Vegetationsjahr, sehr beliebte, ausladende Blüte),
Prunkwinden (bis in den späten Herbst; unterjährig zu vermehren!)*,
Tagetes -ungefüllte - (blüht bis zum Frostbeginn; unterjährig zu vermehren!)*.
* Späte und lang anhaltende Blüte lässt sich durch Ausstreuen von Samen aus aktueller Blüte optimieren/verlängern...
Ab Frühsommer
Borretsch (Dauerkultur, bis in den späten Herbst),
Prunkwinden (siehe oben),
Rucola (nach Rückschnitt mit Nachblüte),
Tagetes (siehe oben),
Wilde Möhre (auch Wirt des Schwalbenschwanz; Kultivierung in Gruppen),
Speisezwiebel und Zierlauch (beides sehr umschwärmt; engstehende Gruppenpflanzung empfohlen),
Edelwicke (beliebt bei Schmetterlingen, Blauer Holzbiene u.a.),
Mohn, alle Arten (sehr beliebt, vor allem bei Hummeln),
Kugeldistel und andere Disteln (dergl.),
Feldrittersporn (Consolida ajacis; auch als Magnet für Taubenschwänzchen),
Ringelblume (blüht bis zum Frostbeginn),
Wandelröschen (Schmetterlingsmagnet, blüht bis November),
Ab Sommer
Sonnenblumen (bis in den späten Herbst),
Hibiskus und Passionsblume (blühen bis Oktober),
Phacelia, der Bienenfreund (unverzichtbar!!!)
Lavendel (ungefüllt! - auf frühen Rückschnitt folgt zweite Blüte),
Dahlien (ungefüllt! – blüht bis späten Herbst),
Malvengewächse (alle sehr beliebt), Buddleja (Schmetterlingsstrauch – mit Folgeblüte!),
Salbei, alle Arten (auf breite Mischung achten, um die Blütezeit lange zu strecken!); gerne auch Anis-Salbei (dunkelviolett – bis 2 m Höhe),
Königskerze (auch von Schmetterlingen gesucht und deren Wirtspflanze),
Nachtkerze (gerne mit Gruppenpflanzung),
Ebenfalls stark begehrt
Mahonie (kurze, attraktive Blüte; von diversen Arten intensiv besucht),
Agapanthus (Schmucklilie, auch „afrikanische Liebesblume“ genannt; in div. Arten kultiviert; nicht winterhart!)
Vielleicht kann ich Ihnen allen ein paar Tipps für den Naturschutz in unserer Umgebung geben. Mit einigen wenigen Pflanzen kann man sehr viel für Schmetterlinge, Wildbienen und Schwebfliegensorten in unserer Heimat tun.
Der gewöhnliche Wasserdost, Eupaterium Cannabium, wird 50 bis 180 cm gross, braucht einen feuchten Standort in Halbschatten bis Sonne. Er ist eine ausdauernde und zähe Wildstaude und eine ideale Nährpflanze für viele Wildbienen und noch mehr Schmetterlinge. Vor allem der Russische Bär (Bild rechts) wird geradezu magisch von ihm angezogen.
Der Mönchspfeffer, Vitex agnus-castus, ist ein Kleinstrauch und wird selten bis zu 4 m hoch. Seine Blätter sind hanfähnlich, seine Blütenfarbe weiß, rosa, blau oder violett. Sein Wuchs ist ähnlich einem kleinen Schmetterlingsstrauch. Während seiner langen Blütezeit im Spätsommer zieht er viele Schmetterlinge und Wildbienen an. Die hellblaue Varietät mit den leicht gräulichen Blättern ist eine Bereicherung für jeden Garten.Ein sonniger Standort gefällt ihm sehr.
Die Fotos mit Russischem Bär, Pinselkäfer und Holzbiene wurden alle in meinem Garten in Schwabsburg gemacht.