Derzeit überschlagen sich mal wieder die Schlagzeilen an der Schuldfrage der Corona-Pandemie. Der Mensch kann wohl nicht anders. In schwierigen Situationen braucht es einen Schuldigen, auf den man all seine Angst, Wut und Hilflosigkeit oder auch Inkompetenz projizieren kann. Der eigentliche Gegner ist ja unsichtbar und somit nicht fassbar. Für die einen ist es der böse Chinese, andere möchten der Fledermaus den Garaus machen, vielleicht sind auch irgendwann die Naturschützer schuld oder Menschen mit grünen Augen… Wer weiß.
Anfang April gab es in den Medien eine Pressemitteilung des Bundeministeriums für Umwelt zum Thema Artenvielfalt und Epidemien, https://www.bmu.de/pressemitteilung/schulze-weltweiter-naturschutz-kann-risiko-kuenftiger-seuchen-verringern/. Diese ging jedoch im allgemeinen Trubel rasch wieder unter und die Medien zeigten auch kein weiteres Interesse. Um der einseitigen Medienberichterstattung vom bösen Chinesen etwas entgegen zu setzen, finde ich es wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Entstehung von Infektionskrankheiten hervorzuheben. Die unten stehenden Artikel erklären den Zusammenhang zwischen Artenvielfalt und Epidemien sehr gut.
Zum Thema Artenvielfalt und Infektionskrankheiten wird seit Jahrzehnten geforscht und auch hier herrscht Einigkeit unter den Wissenschaftlern: Der Erhalt der Artenvielfalt ist essentiell, um das Risiko von Epidemien zu mindern. Gut belegt ist, dass circa 70 Prozent der menschlichen Infektionserreger ursprünglich aus dem Tierreich stammen, darunter so üble Gesellen wie HIV, Ebola, Influenza, MERS und SARS. Besonders offenkundig ist die Gefahr von Übertragungen auf Wildtiermärkten, wo Menschen und unterschiedliche Tierarten auf engstem Raum zusammenkommen und die Tiere zusammengepfercht und unter hygienisch unhaltbaren Zuständen verwahrt werden. Viel grundlegender jedoch ist nach Ansicht der Wissenschaftler, dass die Übertragung von Krankheiten auf den Menschen wahrscheinlicher wird, wenn Ökosysteme durch menschliche Eingriffe aus dem Gleichgewicht geraten. Und unsere Ökosysteme geraten zunehmend aus dem Takt. War vor wenigen Monaten noch der Klimawandel das beherrschende Thema in der Gesellschaft, wurde dieses durch die direktere Bedrohung Corona verdrängt. Beide haben jedoch dieselbe Ursache.
Am Institut für Virologie der Charite in Berlin wird nicht nur an Coronaviren geforscht sondern auch zur Entstehung und Ausbreitung epidemischer Viren. Dr. Sandra Junglen, Leiterin der Forschungsgruppe sagt: "Die Entstehung zahlreicher Krankheiten kann mit dem Vordringen des Menschen in vormals unberührte Natur erklärt werden. Intensive Landnutzung, die Verbreitung von Monokulturen oder Rodungen von Wäldern führen zu einem Verlust der Artenvielfalt und verändern die Zusammensetzung der Säugetierpopulationen. Weniger Artenvielfalt bedeutet mehr Tiere einer Art im selben Lebensraum. Wenn das Ökosystem derart aus dem Gleichgewicht gerät, können sich Infektionskrankheiten besser verbreiten. Artenvielfalt und funktionierende Ökosysteme können vor der Ausbreitung von Infektionskrankheiten schützen."
Auch Corona ist letztlich menschengemacht und keine unbeeinflussbare Naturkatastrophe. Unsere Naturschutzarbeit wird immer wertvoller und wichtiger.
Viele Grüße
Barbara
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