Neuer Brutkasten für Schleiereulen in Friesenheim
Initiative für Ersatzbrutkasten wegen Kirchensanierung 2018
Im Dachstuhl der evangelischen Kirche In Friesenheim brüten seit Jahren fast regelmäßig Schleiereulen. Da dieses Jahr das Kirchendach saniert wird, ist auch der Brutplatz der Eulen davon betroffen. Auf der Suche nach einem Ersatzquartier wurden die ökologischen Baubetreuer im nahe gelegenen Hof der Familie Ebling fündig. Nach kurzer Beratung durch unsere Eulenschützer ging es umgehend ans Werk.
Die 10-jährigen Zwillinge Georg und Lennard zimmerten zusammen mit Opa Ebling in Windeseile einen Brutkasten für die Schleiereule. In Teamarbeit wurde gemessen, gesägt, gehämmert und geschraubt. Alle Beteiligten hatten an diesem Generationenprojekt großen Spass.
Zum Schluss wurde der Kasten ganz oben am Scheunengiebel angebracht. Nun hoffen alle auf baldigen Einzug der fliegenden Nachbarn.
Die Schleiereule als bekannter Kulturfolger war ehemals ein häufiger Brutvogel. Nach der aktuellen „Rote Liste Brutvögel in Rheinland-Pfalz“ [1] steht sie heute auf der Vorwarnliste. Die Schleiereule gilt als Vogelart für die Deutschland eine besondere Verantwortung hat, da zwischen 8% und 20 % des europäischen Bestandes bei uns leben.
Als in den 1970er-Jahren die Kirchen begannen, die Kirchtürme wegen der zunehmenden Taubenverschmutzung zu verschließen, wurden viele Schleiereulennistkästen in den Kirchtürmen eingebaut. Einige
dieser Nisthilfen werden bis heute vorbildlich von örtlichen Eulenschützern betreut, andere gerieten in Vergessenheit, da die Betreuer wegzogen, aus Altersgründen den Turm nicht mehr hochsteigen
können oder wegen anderer Ursachen. Zudem wurde vor ca. zehn Jahren von der Vogelwarte Radolfzell das Beringungsprogramm bis auf wenige Teilflächen
beendet. In vielen Fällen sind deshalb die vorhandenen Daten über Schleiereulenbruten nicht bekannt. Diese werden aber zur Abschätzung von
Bestandsentwicklungen gebraucht.
Da bei Schneelagen von mehr als zwei Wochen sehr viele Schleiereulen verhungern, schwanken die Bestände kurzfristig sehr stark. Zur Abschätzung der Populationsentwicklung sind deshalb
kurzfristige Bestandsentwicklungen nicht aussagefähig. Man braucht langfristige Datenreihen, um abschätzen zu können, ob es heute weniger Schleiereulen gibt als früher oder um eine Grundlage zu
haben, die Schleiereulenbestände über einen Zeitraum von 20 Jahren beurteilen zu können.
Die NABU-Gruppe Rhein-Selz (ehemals Oppenheim u. Umgebung) stand vor dem gleichen Problem und hatte die Daten ihres ehemals sehr intensiven Schleiereulenprogramms nicht. So begannen wir im Sommer 2013 die vergessenen Kästen innerhalb der Verbandsgemeinde Rhein-Selz zu finden und wieder instand zu setzen. Ziel war es einerseits, das Nisthilfenprogramm wieder zu beleben und andererseits einen Überblick über den Bestand – zunächst nur in unserem Einzugsgebiet – zu erhalten.
Nach einem Jahr konnten wir in elf Nistkästen zwei erfolgreiche Bruten feststellen. Ob dieser Bestand größer oder kleiner als vor 30 Jahren ist, konnte aufgrund der geschilderten Probleme nicht beantwortet werden.
Deshalb nahmen wir Kontakt mit anderen NABU-Aktiven auf, die aktuell oder ehemals Schleiereulenkästen betreuten. Mit diesen Daten können wir nun auf 56 Standorte von Schleiereulenkästen zurückgreifen. Auch hier ist aufgrund des Fehlens alter Daten keine Entwicklung in der Vergangenheit ablesbar, aber die Ergebnisse stellen die aktuellen Bestandssituation in einem Teil von Rheinland-Pfalz im Jahr 2015 dar und können für die Beurteilung der zukünftigen Entwicklung verwendet werden:
[1] Simon, L. et al. (2014): Rote Liste der Brutvögel in Rheinland-Pfalz; Hrsg.: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz
Fotos: U. Zentel
Grafik: LFA
Die 56 Nistkastenstandorte verteilen sich auf 32 Kirchen (57%) und 24 Scheunen oder Privathäuser (43%). 54 Nistkästen wurden kontrolliert.
Verteilung der Standorte |
Anzahl |
% |
Standorte insgesamt |
56 |
100 |
Kirchen |
32 |
57 |
Scheunen/ Privatgebäude |
24 |
43 |
kontrollierte Standorte |
54 |
96 |
Tabelle 1: Verteilung der Standorte der Nistkästen
Insgesamt gab es mit 17 Brutpaaren 21 erfolgreiche Bruten mit Schwerpunkten im Selztal und östlich von Kirchheimbolanden im Leiselbachtal. Unter den 21 erfolgreichen Bruten konnten 6 Zweitbruten festgestellt werden, von denen 4 in Kirchtürmen und 2 in jeweils einem Privathaus stattfanden.
2 der 17 Brutpaare waren erfolglos. In einem Fall wurden mehrere verhungerte junge Schleiereulen in einer Scheune gefunden, im anderen Fall blieben die Eier in einem Kirchen-Nistkasten unbebrütet.
Brutpaare und Bruten |
Anzahl |
% |
Brutpaare insgesamt |
17 |
100 |
erfolgreiche Brutpaare |
15 |
88 |
erfolglose Brutpaare |
2 |
12 |
erfolgreiche Brutpaare in Kirche |
10 |
67 |
erfolgreiche Brutpaare in Scheune |
5 |
33 |
|
|
|
Bruten insgesamt |
21 |
100 |
erfolgreiche Bruten in Kirche |
14 |
67 |
erfolgreiche Bruten in Scheune |
7 |
33 |
Zweitbruten insgesamt |
6 |
|
Zweitbruten in Kirche |
4 |
67 |
Zweitbruten in Scheune |
2 |
33 |
Tabelle 2: Verteilung der Brutpaare und Bruten der Schleiereule
Am häufigsten wurde im Kirchturm gebrütet. Hier wurden bei zwei Drittel der erfolgreichen Brutpaare insgesamt 14 Bruten festgestellt. Die restlichen 5 Brutpaare zogen ihre Jungen in einer Scheune oder im Dach eines Wohnhauses auf.
In 10 der kontrollierten Nistkästen fand überhaupt keine Brut statt, auch nicht von anderen Arten.
Verteilung der Brutvögel |
Anzahl |
% |
Standorte ohne Brut |
10 |
19 |
Dohlenbruten |
14 |
26 |
Turmfalkenbruten |
12 |
22 |
Taubenbruten |
1 |
2 |
Schleiereule |
17 |
31 |
Tabelle 3: Verteilung der Konkurrenzbrüter
Typische Nistplatzkonkurrenten zur Schleiereule bei immerhin fast der Hälfte der Standorte sind Dohlen (26%) und Turmfalken (22%), die etwa gleichhäufig auftreten. Tauben (2%) spielen nur eine untergeordnete Rolle. Die Dohlen gehen bei der Nistplatzübernahme teilweise recht aggressiv vor, wie ich selbst mehrmals beobachten konnte und wer schon mal einen von Dohlen besetzten Nistkasten gesäubert hat, weiß dass dort eigentlich keine Eule mehr hinein passt. Es zeugt aber auch davon, dass Dohlen und Turmfalken ebenfalls unter Nistplatznot leiden.
Umso überraschender ist es, dass Schleiereulen auch in einem von Dohlen eroberten Nistkasten zuweilen dennoch erfolgreich brüten. In Undenheim hat die Schleiereule erfolgreich gebrütet trotz des massiven Asteintrages. Da bei diesem Kasten der hintere Brutbereich noch zugänglich war kletterten die Eulen einfach über die Äste.
Bestätigt wird diese Beobachtung von Waldemar Golnik, der im Eulenrundblick 2016 erfolgreiche Schleiereulenbruten in Kästen beschreibt, die seit einigen Jahren von Dohlen für ihre Bruten genutzt werden[1].
Mit dem dargestellten Beispiel aus 2015 hoffe ich, möglichst viele Eulenschützer zu motivieren, ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Sinnvoll fände ich es, den jährlichen Brutbestand über einen längeren Zeitraum (z. B. 10 – 15 Jahre) zu beobachten, um bei Bedarf notwendige Maßnahmen einleiten zu können.
Bedanken möchte ich mich bei den Eulenschützern, die bereits ihre Daten zur Verfügung gestellt haben: Uwe Zentel, Ernst Wollfs, Hans König, Matthias Bösl, Helmut Birk, Heinfried Gress, Bodo Schmitt, Herr Schäfer und Herr Rahn.
Text: Barbara Geiger im November 2016
[1] S. 43 im Eulen-Rundblick 66 vom April 2016, AG Eulen, Deutsche Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Eulen e.V., http://www.ageulen.de/doku.php
Februar 2014. Wer kennt sie nicht diese schaurig-schönen Rufe in dunkler Nacht? Die meisten Menschen wahrscheinlich aus dem Fernsehen. Doch ist es auch bei uns möglich mit
Geduld und etwas Glück die Rufe der Eulen im wirklichen Leben zu erfahren. Besonders im zeitigen Frühjahr - in milden Wintern auch schon ab Februar – sind Eulen besonders
ruffreudig. Waldkauz, Steinkauz, Schleiereule, Uhu & Co, alle suchen sie nach einem neuen Lebensabschnittsgefährten für die anstehende Brutperiode.
Zu unserer Eulenexkursion am 22. Februar sind alle Eulenfreunde herzlich eingeladen. Details finden Sie im Infokasten.
Projekt Schleiereule
Wir, die NABU-Gruppe Oppenheim und Umgebung möchten herausfinden wie es in unserem Gebiet um die Schleiereule bestellt ist. Hier sind Sie als Eulenfreund gefragt!
Lautlose Jäger der Nacht - Eulenexkursion - Samstag, 22. Februar 2014, 16:00 Uhr Lernen Sie unter fachkundiger Leitung die Lebensräume unserer heimischen Eulenarten wie Waldkauz, Steinkauz, Schleiereule, Uhu und Waldohreule kennen. Nach einer theoretischen Einführung geht es mit Beginn der Dämmerung auf Eulensuche. Es werden Fahrgemeinschaften gebildet. Dauer ca. 3 Stunden. Treffpunkt ist an der Bushaltestelle in der Fährstraße, Oppenheim. Leitung: Siegfried Schuch, Telefon: 06133- 50488 |
Wie erkenne ich Schleiereulen? Die größten Chancen Schleiereulen zu hören hat man während der Balzzeit (Februar – April, mit Höhepunkt im März). Das lautstarke Liebeswerben des Schleiereulenmannes hört sich für unsere Ohren nicht gerade liebevoll an, es erinnert eher an ein (Liebes-) Kreischen. Doch wenn er mal in Fahrt kommt, ist er auch weithin hörbar. Hier können Sie sich selbst davon überzeugen.
Wo finde ich Schleiereulen? Als treuer Kirchgänger suchen sie sich geeignete Brutplätze in Kirchen. Genauso gerne wird eine ruhige und dunkle Ecke in einer zugänglichen Scheune angenommen. Schleiereulen sind - wie die meisten anderen Eulen auch – in der Nacht aktiv. Die lautlosen Jäger der Nacht bevorzugen Feldmäuse als Beute. Auf der Jagd fliegen sie entweder über eine Wiese oder |
sie warten, auf einem Stickel sitzend, auf vorbeikommende Opfer. Wer eine Eule bei der Jagd sieht, kann sich einen wahren Eulen-Glückspilz nennen. Eine größere Chance, Schleiereulen zu sehen, besteht, wenn man insbesondere zur Brut- und Aufzuchtzeit (März- Juli) vom Dunkelwerden bis Mitternacht den Brutplatz am Kirchturm oder in der Scheune beobachtet. Dort ist ein ständiges Ein und Aus, da für die Kleinen ja jede Menge Futter beizubringen ist. Kann ich noch mehr tun? Na klar! Wenn Sie einen Schleiereulen-Nistkasten im Kirchturm an Ihrem Wohnort betreuen möchten – im Wesentlichen den Nistkasten instand halten und eine jährliche Brutkontrolle durchführen - können Sie sich gerne bewerben. Wie melde ich meine Funde? Ansprechpartnerin ist Barbara Geiger, E-Mail: b-geiger[at]gmx.net, Tel: 06133 – 924629. Melden Sie sich auch, wenn Sie nicht absolut sicher sind, eine Schleiereule gehört oder gesehen zu haben. Es ist noch kein Eulenexperte vom Himmel gefallen. |
Was Sie tun können? Melden Sie uns Vorkommen von Schleiereulen. Das ist leichter gesagt als getan! Denn Schleiereulen leben von Haus aus sehr zurückgezogen, jagen ausschließlich bei Dunkelheit und wechseln häufig den Tageseinstand.